"Unsere ORGEL - fit für die ZUKUNFT"

Eine kleine Zeitreise....

Unser Vorhaben

Geplante Sanierung und Neuordnung

Mit den derzeitigen, seit 2019 geplanten Maßnahmen sollen sowohl technisch als auch klanglich erforderliche Korrekturen umgesetzt werden, die diesmal langfristig angelegt sind und das historische Klangbild und den Werkaufbau wieder verstärkt in den Fokus rücken. Die Umsetzung soll nach aktuell gültigen Maßstäben der Technik erfolgen und auch moderne Konzeptmöglichkeiten (mobiler Spieltisch für Chor-/Orchesterbegleitung im Chorraum) einbinden.

Große Wartung, Ausreinigung und Schimmelbeseitigung

Eine komplette Ausreinigung einer Orgel ist alle 15-25 Jahre fällig, um durch Verschmutzung begründete technische Fehleranfälligkeit und im Besonderen klangliche Beeinträchtigungen zu beseitigen. Die letzte große Reinigung fand 2003 statt. Zu einer vollständigen Reinigung müssen alle ca. 2.500 Pfeifen ausgebaut und fachgerecht gereinigt werden.

Staub und Schmutz sind ein guter Nährboden für Schimmelbefall, der sich innerhalb der Orgel bereits deutlich abzeichnet. Dieser soll beseitigt und ein neuer Schimmelbefall durch geeignete Maßnahmen wie Imprägnierung und Herstellung einer aktiven Luftzirkulation im Orgelgehäuse vorgebeugt werden.

Wiederherstellung des historischen Klanges und Werkanordnung

Historisch hatte die Orgel der Liebfrauenkirche drei Werke: Hauptwerk (HW), Oberwerk (OW) und Pedalwerk (PW, links und rechts). Sie war nach diesen klassischen Grundsätzen aufgebaut – die Pfeifenanordnung im Inneren entsprach auch dem äußeren Erscheinungsbild. 

Nach der Versetzung der Orgel (1963) auf die Nebenempore sind von diesem äußeren Erscheinungsbild (Prospekt) nur noch die mittleren Teile – Haupt- und Oberwerk – erhalten geblieben. Diese wurden in der Anordnung hinter dem Prospekt vertauscht aufgebaut und entsprechen so nicht mehr dem äußeren Aussehen. Auch klanglich ist dieser Austausch beider Werke aufgrund ungünstiger Klangabstahlung deutlich wahrnehmbar und dem Orgelcharakter nicht angemessen.

Der fundamentale 16´-Bass (ganz früher ein Prinzipal, seit 1921 ein Violon 16´ als Ersatz für den im 1. Weltkrieg eingeschmolzenen Prinzipal) als klangliches Fundament dieser Orgel musste aus Platzgründen entfallen und schien verzichtbar.

Eine ordentliche Zugänglichkeit zu Wartungszwecken innerhalb der Orgel ist seitdem nicht mehr gegeben. Um Stimm- und Wartungsarbeiten durchführen zu können, müssen zum Teil Pfeifen ausgebaut werden.

Im geplanten Konzept soll die ursprüngliche Werkanordnung und Zugänglichkeit wieder hergestellt werden und die Klangbasis sowohl im Pedalwerk (Prinzipal 16‘) als auch in den Manualen (8‘-Basis) verstärkt werden. Da die seitlichen Pedaltürme wegen der Fenster nicht wieder hergestellt werden können, wird das Pedalwerk hinter der Orgel aufgestellt, was auch aus klanglichen Gründen gut vertretbar ist (Funktionsprinzip “Subwoofer”).

Das 1983 im unteren Gehäuseteil nachträglich eingebaute und nicht zum historischen Prospektaufbau gehörige Schwellwerk soll aus dem Prospektgehäuse entnommen und im Bereich des Chorraums einen optimalen Platz für die Begleitung von Chor- und Orchesteraufführungen finden.

Elektrik und Ansteuerung

Im Bereich „Elektrik“ merkt man am deutlichsten, dass unsere Orgel in die Jahre gekommen ist: Aktuell bestehen unterschiedliche Versorgungsspannungen und Elektrobaukomponenten unterschiedlicher Jahrgänge ab 1963. Teilweise gibt es offenliegende Kontakte; es besteht Gefahr von Personen- und Brandschäden. Die Komponenten und Installationsart entsprechen weder den heutigen BdO-Richtlinien für Elektrosicherheit in Orgeln noch den gesetzlichen Bestimmungen (u.a. im Bereich Brandschutz).

Technisch notwendig ist der Komplettaustausch der zum Teil fehlerhaft und nicht mehr verlässlich funktionierenden Setzeranlage der Orgel. Bereits kurz nach Installation der heutigen Setzeranlage (2003) gab es kleinere Störungen, die im Besonderen in den letzten Jahren stark zugenommen haben und zwischenzeitlich als “chronisch” und reproduzierbar zu bezeichnen sind.

Um der Orgel die langfristig notwendige Funktionalität und Sicherheit zu geben, ist die komplette Steuerung mit den dazugehörigen Registeransteuerungen und der Verdrahtung (Installation) auf den technisch neuesten und vor allem einheitlichen Stand zu bringen. 

Daher favorisiert der Orgelausschuss, die mechanische Spieltraktur durch eine vollelektrische Traktur zu ersetzen. Eine elektrische Traktur hat einige Vorteile: Es ist bei Wartungsarbeiten keine temperaturbedingte Nachjustage der Traktur mehr erforderlich und es ist eine sinnvollere Anordnung der Windladen und Pfeifen möglich, was eine bessere Werkanordnung und Zugänglichkeit zur Wartung bewirkt.

Die Verwendung eines fahrbaren Spieltischs und eine weitere, abgesetzte MIDI-Tastatur (Orchesterbegleitung aus Chorraum heraus) sind ebenfalls vorgesehen. Der Ersatz des jetzt fest am Standort befindlichen Spieltischs gegen einen mobilen/fahrbaren Spieltisch wird bei musikalischen Veranstaltungen ungeahnte Möglichkeiten eröffnen und somit der Gestaltung der Witzenhäuser Kirchenmusik einen enormen Vorteil bieten, der in dieser Form in der näheren und weiteren Umgebung nicht wieder zu finden ist. Dies wird auf lange Zeit ein Alleinstellungsmerkmal sein und die Kirchenmusik in der Liebfrauenkirche für Konzerte und als Kirchenmusikerstelle interessant machen. Der Spieltisch kann am aktuellen Standort blickgünstig zum Liturgen / Dirigenten gedreht werden – damit sind Chor-/Orchesterkonzerte unter direktem Einbezug der Orgel möglich. Der Spieltisch kann bei reinen Orgelkonzerten vor dem Altar aufgestellt werden.

Am Ende wird alles gut 

Wenn die vorgesehenen Maßnahmen umgesetzt werden, bekommen wir in Witzenhausen eine Orgel, die nicht nur schön aussieht – sondern auch so klingt!

Eine Orgel, die zusätzlichen Platz in der Kirche bekommt, weniger sichtbar im leeren Jochbogen des Chorraumes als hörbar durch die neue Aufstellung, die im Inneren den Platz zurückbekommt, der für die optimale Klangentfaltung und die Wartungsmöglichkeiten der Pfeifen benötigt wird, die zum einen sehr vielfältig einsetzbar ist und zum anderen eine Vielzahl von Musikstilen zwar nicht klanglich „rein“ (das ginge immer nur auf Kosten der Darstellung anderer Stile), so doch adäquat wiedergeben kann – und somit im besten Sinne ein Alleskönner ist! Damit wird unsere Orgel durch die Vielzahl der vorgeschlagenen Maßnahmen unverwechselbar.

Durch die klanglichen Optimierungen (Registerergänzungen + elektrische Tontraktur) bietet das neue Orgelkonzept als Einzel-Instrument regional bereits ein Alleinstellungsmerkmal. Dieses wird von den zusätzlichen Möglichkeiten mit dem abgesetzten Schwellwerk im Chorraum noch weiter profitieren, da neben der solistischen Orgelmusik auch die Aufführung von kombinierter Orgel-/Chor-/Orchestermusik in spürbar breiterem Maße ermöglicht wird – es gibt nicht viele Kirchen in Deutschland, in denen das so möglich ist wie in Witzenhausen.

Nicht zuletzt macht diese neue Gesamtheit der Orgelanlage die Stelle eines hauptamtlichen Kirchenmusikers zukunftssicher und muss auch als ein Baustein angesehen werden, die Kirchenmusikerstelle in Witzenhausen als erhaltenswert zu begründen.

Sie möchten das Orgelprojekt unterstützen? Dann nutzen gern die Möglichkeit einer Spende oder übernehmen Sie die Patenschaft für eine oder mehrere Orgelpfeifen.

 

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